Freitag, 17. Juni 2022

P 140: Federn gehen immer...

 24.5 Das Federpendel

Ein Fadenpendel baut eine rücktreibende Kraft über die Gewichtskraft auf.

Welche Rolle spielt die Gewichtskraft bei einem Federpendel?

Überraschend: Eigentlich keine.

Wenn wir nur eine Feder haben, dann hat diese eine bestimmte Länge L oft auch s(0) bezeichnet, die durch die Bauart vorgegeben ist.

Hängt man nun eine Masse m an, so dehnt sich die Feder so lange aus, bis die Federkraft genau die Gewichtskraft ausgleicht.

Das ist dann die Ruhelage des Federpendels.

Die Federkraft habt ihr bestimmt in der Mittelstufe kennengelernt. Für sie gilt das Hookesche Gesetz:

F = D * s, dabei ist s die Auslenkung und D=F/s die sog. Federkonstante ist. Diese wird in N/m angegeben. 

D = 5 N/m bedeutet, dass man pro Meter Auslenkung eine Kraft von 5 N braucht. Je größer die Federkonstante ist, desto schwerer lässt sich eine Feder auslenken:

Die Federkraft ist also proportional zur Ausdehnung und D ist die Proportionalitätskonstante. Natürlich gilt dieses Gesetz nicht mehr, wenn man die Feder überdehnt und sie nicht mehr in die ursprüngliche Form zurückkehrt.

Hänge ich nun eine Masse m an eine Feder mit der Federkonstante D an, so wird sie um s(0) ausgelenkt: 

F = D*s(0) = m*g, also s(0) = m/D*g. Die neue Länge der Feder in der Ruhelage ist dann L + s(0).

Um diese Ruhelage schwingt sie nun, die Auslenkung während dieser Schwingung bezieht sich auf diese Ruhelänge der Feder als Nullpunkt.

In der Abbildung ist die 0 als Index geschrieben.

Wenn wir das Pendel weiter auslenken, wird die Federkraft größer. Diese zusätzliche Federkraft ist dann die rücktreibende Kraft. Die Auslenkung  muss man wie gesagt von der neuen Ruhelage aus bestimmen.



   (nach: Bildungsserver Baden-Würtemberg)

Wenn man dann los lässt, schwingt die Feder zurück, angetrieben durch die Federkraft. In der Ruhelage bewirkt die Trägheit eine Weiterbewegung mit Zusammenstauchen der Feder, bis die Bewegungsenergie wieder in der Feder gespeichert ist.

Dann drückt die rücktreibende Kraft die Masse m wieder nach unten.

Bei dem ganzen Schwingungsvorgang spielt die Gewichtskraft keine Rolle. Die Gewichtskraft legt nur den Ruhepunkt fest.

Deswegen schwingt eine Feder überall gleich, sogar unter Schwerelosigkeit. Da ist eben die "Ruhelänge" der Feder gleich der Federlänge selbst. Aber schwingen wird sie trotzdem...

Wir haben ja gelernt, dass Astronauten in der ISS sich z.B. mit einem schwingenden "Federstuhl" "wiegen" können.

Energieumwandlungen:

Beim Auslenken der Feder wird Energie in der Feder gespeichert (ich muss ja Kraft zum Auslenken aufwenden, also arbeiten). Die Federenergie berechnet man mit Ef = 1/2*D*s², wenn s die Auslenkung aus der Ruhelage ist.

Während der Schwingung wird diese Federenergie in Bewegungsenergie und wieder zurück umgewandelt.

Wie kann man die Formel für die Federenergie begründen?

Die Energie berechnet sich über die verrichtete Arbeit W = F*s.

Hierbei ist s die maximale Auslenkung, die man erreichen will. Dann gilt für die Kraft F = D*s.

Eingesetzt ergibt dies W = F*s*s = F*s².

Aber die Kraft wächst ja während des Ausdehnens gleichmäßig von 0 auf D*s an. Deshalb muss man zur Berechnung der Gesamtarbeit die mittlere Kraft (D*s + 0)/2 nehmen, also 1/2*D*s.

Wenn man das jetzt in W*F*s einsetzt, erhält man die richtige Formel für die Federenergie.


Mittwoch, 15. Juni 2022

P 139: Fallen und Pendeln

 24.4 Alle Pendel pendeln gleich schnell

Wie ihr durch eure Experimente festgestellt habt, ist diese Überschrift nicht ganz richtig:

Je länger ein Fadenpendel ist, desto langsamer schwingt es, d.h. desto länger ist seine Schwingungsperiode.

Eine Formel dazu werden wir noch herleiten.

Aber erstaunlich ist, dass die Masse m des Pendelkörpers keinen Einfluss auf die Periodendauer hat.

Ich habe einmal die Formeln für physikalisch vorkommende Fadenpendel zusammengestellt:

https://www.natur-science-schule.info/post/pendel-hin-und-her

Echte Fadenpendel

Das sind Pendel, die weit ausgelenkt werden und/oder die Pendelmasse nicht mehr punktförmig ist.

In keiner Formel für die Schwingungsdauer taucht die Pendelmasse auf.

Woran liegt das?

Den Grund kennen wir schon:

Schwere Masse und träge Masse sind gleich groß und heben sich somit in ihrer Wirkung auf:

Alle Körper fallen gleich schnell!

Auch die Masse eines Pendels fällt nach unten...nur eben nicht senkrecht sondern längs einer Kreisbahn, weil der Pendelfaden ja das freie Fallen verhindert.

Aber trotzdem gilt die Regel: Alle Körper fallen gleich schnell, egal auf welcher Bahn!

Wer das nochmal wiederholen möchte:

In den Posts P 57 bis P 61 (16.12.21 bis 29.12.21)>steht da sehr viel zu, weitere Infos sind in P 76 vom 30.1.22 und P 115 vom 20.4.22

Alle Körper fallen gleich schnell

Man findet diese Infos, wenn man in der bloginternen Suchmaschine "träge Masse" eingibt.

Aufgabe: Du kennst auch die Schwingung einer Feder.

Kannst Du nun den Ablauf mit rücklaufender Kraft und Trägheit sowie über Energieumwandlungen erklären?




Dienstag, 14. Juni 2022

P 138: Die Energie pendelt auch!

 Wenn das Pendel ausgelenkt wird, erhöhe ich die Lageenergie (potenzielle Energie Epot) m*g*h relativ zur Ruhelage. Ich verrichte dabei Hubarbeit.

Beim Loslassen wandelt sich diese potenzielle Energie in kinetische Energie Ekin= 1/2*m*v² um. Zu jedem Zeitpunkt t aber ist die Summe aus der momentanen kinetischen Energie und der momentanen potenziellen Energie immer gleich groß, nämlich so groß, wie ich als Hubarbeit beim Auslenken des Pendels zugeführt habe. Das ist die konstante Gesamtenergie Eges.

Das ist der Energieerhaltungssatz:

Ekin (t) + Epot(t) = Eges

In der Ruheposition gibt es nur kinetische Energie, diese ist dann natürlich gleich der Gesamtenergie. Das bedeutet auch, dass die Geschwindigkeit des Pendels am größten ist.

Durch den Schwung kann nun wieder Hubarbeit verrichtet werden, die kinetische Energie wird in potenzielle Energie umgewandelt.

In den Umkehrpunkten ist die Momentangeschwindigkeit v(t) = 0, damit auch die kinetische Energie. Die Gesamtenergie des Pendels besteht dann nur aus potenzieller Energie.

Und dann geht es wieder von vorne los....


nach: ingenieurkurse.de

Der Motor für die ständigen Energieumwandlungen sind Gewichtskraft und Trägheit. In der Schwerelosigkeit würde also nichts passieren, das Pendel würde in der ausgelenkten Position einfach stehen bleiben.

Durch Reibung an der Aufhängung oder an der Luft nimmt die zur Schwingung verfügbare Energie ab, da ein Teil der Energie als Wärmeenergie aus dem System geführt wird. Das nennt man Dämpfung der Schwingung.

Damit nimmt die Auslenkung und auch die maximale Geschwindigkeit ständig ab.

Der Energieerhaltungssatz gilt aber trotzdem, man muss nur die Reibungsenergie Ereib hinzunehmen:

Ekin + Epot + Ereib = Eges ist konstant.

Wenn die gesamte am Anfang zugeführte Hubarbeit als Wärmeenergie abgeführt wurde, dann bleibt das Pendel stehen. Die Gesamtenergie gibt es dann als Wärmeenergie in der Umgebung des Pendels.

Die Formulierung: Das Pendel verliert beim Schwingen Energie und bleibt deshalb stehen, ist so falsch. Man kann höchstens von an die Umgebung angegebenen Energie sprechen. Energie kann nie verloren gehen.


Aufgabe:

Baue Dir  ein Fadenpendel, an das Du verschiedene, nicht allzu ausgedehnte, Körper mit unterschiedlicher Massen hängst.

Binde das Pendel fest, lenke es immer gleich aus (nicht allzu weit) und bestimme mit einer Stoppuhr (Smartphone!) die Periodendauer.

Am besten stoppst Du 10 Schwingungen und teilst die gemessene Zeit durch 10.

Hinweis: Beginn beim Loslassen mit der 0 als Zahl zum Zählen...

Was fällt Dir auf?

Was passiert, wenn Du die Pendellänge änderst?

Montag, 13. Juni 2022

P 137: Die energetische Seite einer Schwingung

 24.3 Erklärung durch die Energieumwandlung

Betrachten wir noch einmal eine Schwingung eines Fadenpendels:


Versuche einmal, Dir zu den folgenden Fragen Gedanken zu machen:

Welche Energieformen treten auf? Wir wollen nur zwei Energieformen betrachten.

Sind die Energien immer gleich groß oder verändern sie sich während der Schwingung?

Wenn sie sich verändern, widerspricht das nicht dem Erhaltungssatz der Energie?

Wie lautet hier der Energieerhaltungssatz? Verwende dabei den Begriff der Gesamtenergie Eges.

Gibt es Pendelpositionen, bei denen nur eine Energieform vorliegt?

Nun lenke das Pendel aus und beschreibe den Ablauf der Schwingung durch das Auftreten und "Umwandeln" verschiedener Energieformen ineinander.

Welche Rolle spielt die Reibungsenergie Ereib? Gilt der Energieerhaltungssatz unter der Einwirkung von Reibung (an der Aufhängung, in der Luft), also bei einer gedämpften Schwingung, immer noch?

Die Antworten gibt es im nächsten Post.

Die Beschreibung einer Schwingung durch den Energieerhaltungssatz und die auftretenden Energieformen ist sehr wichtig. In der Q-Phase kann man im Leistungskurs daraus sehr schnell eine sog. Differenzialgleichung aufstellen, deren Lösung die mathematische Beschreibung einer Schwingung liefert.

Das wird oft im Abitur verlangt.

Gegen Ende des Schuljahres müsstet ihr soviel von Differenzialrechnung verstehen, dass ich das schon mal auf einer Extraseite erklären kann.

Jetzt lassen wir das aber erst einmal...

Sonntag, 12. Juni 2022

P 136: Der geliebte Sinus

 Ihr solltet wirklich einmal einige rücktreibende Kräfte durch Konstruktion bestimmen.

Mit der angegebenen Masse erhaltet ihr (unabhängig von der Pendellänge) zu den Auslenkungswinkel die folgenden Werte:


Die kann man in einem Graphen darstellen. Bei kleinen Winkeln sieht es so aus, als gäbe es einen linearen Zusammenhang, also als wäre die rücktreibende Kraft proportional zum Auslenkungswinkel.

Erst bei größeren Auslenkungswinkeln sieht man, dass die rücktreibende Kraft  immer langsamer anwächst:


Es sieht  wie bei einer Sinuskurve aus.

Das wird auch schnell klar:

Gewichtskraft, Seilkraft und rücktreibende Kraft bilden ein rechtwinkliges Dreieck mit der Gewichtskraft als Hypotenuse und der rücktreibenden Kraft als Gegenkathete zum Auslenkungswinkel φ:

sin φ = Gegenkathete/Hypotenuse = F/Fr und damit gilt für die rücktreibende Kraft:

Fr = F * sin φ

Die folgende Abbildung hilft euch bei der Erinnerung an die trigonometrischen Funktionen:

Im nächsten Post erklären wir den Schwingungsablauf über Energieumwandlungen.